Zusammenfassung
Viele Menschen sparen ineffektiv, indem sie Geld auf Girokonten ohne Zinsen lagern. Experten empfehlen ETFs für kleine Sparbeträge, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. Regelmäßige Überprüfung der Sparpläne und Berücksichtigung der Inflation sind entscheidend.
Die Sorgen waren im Brief von Rente&Co-Leserin Gisela Öchsle zwischen den Zeilen deutlich zu spüren. „Mir geht es eigentlich gut. Aber die steigenden Preise und unsicheren Aussichten bei der Rente machen mich doch unruhig“, schrieb die 71jährige aus Nagold, „ich wohne zwar in einer Eigentumswohnung, habe aber keine nennenswerten Ersparnisse und wie schnell ist das Giro-Konto leer“, skizzierte sie weiter, „ich kann sicher kleinere Beträge monatlich sparen, scheue mich aber einen Spar-Plan zu starten, da ich doch gar nicht weiß, ob und wie ich diese festen Spar-Beträge einhalten kann.“
Viele Menschen sparen falsch
Briefe wie diesen kennt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zuhauf. „Aktuell ist die Spar-Quote in Deutschland sehr hoch“, sagt der Finanz-Experte, „doch viele Menschen sparen Geld auf dem Girokonto oder auf einem normalen Sparbuch, erhalten dafür aber praktisch keine Zinsen. Gerade Menschen mit normalem Einkommen oder einer durchschnittlichen Rente wissen oft nicht, dass man gerade auch kleinere Spar-Beträge gut anlegen sollte. Weil aber viele denken, dass das mit 20, 50 oder 100 Euro im Monat gar nicht richtig lohnt, passiert häufig nichts. Oder das Falsche.“
Giro-Konto ist kein Spar-Konto
So wie bei Gisela Öchsle. „Auf dem Girokonto stehen bei ihr immer höhere Beträge, die aber keine Zinsen bringen“, sagt Thomas Hentschel, „gleichzeitig gibt es aber keine richtige Rücklage für Notfälle oder eine strategische und regelmäßige Geldanlage. Und über die Inflation verliert dieses Geld auf dem Girokonto dann auch noch an Kaufkraft.“
Auch Monika und Michael Zerbrüggen aus Krefeld gehören zu jenen, die etwas sparen, vor allem das Richtige tun möchten. Denn die beiden wurden vor kurzem zum ersten Mal Großeltern. Sofort war klar, dass sie für die kleine Malou einen Sparplan einrichten wollten. „Zuerst dachten wir, dass wir jeden Monat 25 Euro auf ein Sparbuch einzahlen“, erzählt die 64jährige. „Doch wir wollten dies mit unserer Tochter und unserem Schwiegersohn abstimmen – und die sagten dann: ‚Legt einen ETF-Sparplan an‘. Und das haben wir dann gemacht, nachdem wir uns informiert hatten“, ergänzt Michael Zerbrüggen, „bei einer so langen Laufzeit kann man ruhig die Vorteile des Aktienmarktes nutzen“, sagt er ganz routiniert.
ETF ist immer eine gute Wahl
Thomas Hentschel hört solche Berichte gerne. Denn auch der Finanz-Experte der Verbraucherzentrale empfiehlt ETFs (börsengehandelte Index-Fonds) als Spar-Form, auch bei kleinen Spar-Beträgen. „Aber bevor man auch bei kleinen Spar-Beträgen einen Spar-Vertrag abschließt, sollte man sich immer diese Fragen stellen“, so Hentschel, „Wie lange soll gespart werden? Gibt es ein bestimmtes Sparziel? Denn Laufzeit und Sparzweck sind maßgeblich für die Art des Sparvertrags. Es macht einen Unterschied, ob man für viele Jahre einzahlt, ohne dass es ein konkretes Endziel gibt oder ob man z.B. nur noch eine überschaubare Zeit bis zur Rente hat und dann eine bestimmte Summe sicher auf dem Sparkonto haben will.“
Hinzu kämen zwei Dinge, gerade bei kleineren, regelmäßigen Spar-Beträgen, ergänzt Silke Westerhäuser, die Kurse zu Finanzfragen an bayrischen Volkshochschulen hält: „Der Zinses-Zins-Effekt ist beim Sparen sehr wichtig“, sagt die gelernte Bankkauffrau „das heißt: je regelmäßiger man auf ein Sparkonto einzahlt und je länger, desto stärker wirkt sich der Zinses-Zins-Effekt auf das Guthaben aus." Deshalb rät sie, stets etwas zur Seite zu legen, "auch wenn man nur ein kleines Einkommen oder eine kleinere Rente hat".
Und genauso wichtig sei der ein Blick auf die Inflation, ergänzt Silke Westerhäuser, "bei aktuell gut 2% Inflation sind also deutlich höhere Renditen nötig, damit auch tatsächlich ein Mehrwert durch das Sparen entsteht“, erläutert sie. Deshalb gehört für sie ein gutes Tagesgeld-Konto als Mindest-Ausstattung zu jedem Haushalt: "Das sollte das eigentliche Sparbuch sein. Dorthin sollte jeder den Überschuss am Monatsende vom Giro-Konto überweisen. Wer immer zu viel Geld auf dem Giro-Konto stehen hat", sagt sie, "verliert jeden Monat Geld – und wer will das schon."
Die besten Spar-Formen
Doch was sind die besten Spar-Formen, gerade für kleine Beträge? Früher waren das feste Spar-Verträge, die jede Bank ab etwa 10 Euro monatlicher Spar-Rate anbot und bei denen der Zins mit der Laufzeit etwas anstieg. Silke Westerhäuser hält davon wenig. "Einerseits ist die Verzinsung gerade in den ersten Jahren sehr überschaubar", sagt die Finanz-Expertin, "auf der anderen Seite ist man Jahre an diesen Vertrag gebunden, weil es annehmbare Zinsen erst nach drei oder vier Jahren Laufzeit gibt. Und wer dann doch vorzeitig an das Geld muss, verliert diese guten Zinsen wieder."
Silke Westerhäuser empfiehlt wie Thomas Hentschel auch ETFs, also börsennotierte Index-Fonds. "Zwar kann man diese über jede Sparkasse oder Volksbank kaufen", sagt Silke Westerhäuser, "wer regelmäßig kleinere Beträge einzahlt bzw. Anteile kauft, sollte auf die Kosten achten. Viele Banken verlangen Pauschalen; da werden je Auftrag fix 10 Euro berechnet." Sie rät wie Thomas Hentschel zu Sparplänen bei kostengünstigen Direkt- bzw. Online-Banken.
Spar-Anlage regelmäßig prüfen
Noch etwas ist Silke Westerhäuser wichtig: "Wenn man den richtigen Sparplan gefunden hat, einmal im Jahr prüfen, ob dieser noch passend ist", rät die Bankkauffrau, "haben sich Dinge geändert, spart man anders weiter. Wichtig ist, dass man überhaupt Geld, auch kleine Beträge, für sich arbeiten lässt."
Die wichtigsten Tipps bei der Geldanlage
Wussten Sie schon?


Clever zur Renten-Maximierung: Wie eine 99,99%-Teilrente bei Pflege von Angehörigen zum finanziellen Vorteil wird


Erfahren Sie, wie Sie Ihre Rechte als unterhaltspflichtiges Kind schützen können: Neue Gerichtsurteile stärken Ihre Position gegenüber Sozialämtern bei Pflegeheimkosten.


Wer mehr Rente will, muss mehr arbeiten oder mehr verdienen. Denkt man. Stimmt aber trotzdem nur halb. Denn es gibt viele weitere Tricks und Wege, die eigene Rente zu erhöhen.