Zusammenfassung
Ökonomen sind sich einig, dass Deutschland mehr private Altersvorsorge benötigt, die auf den Kapitalmarkt setzt, anstatt auf das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente. Die von der Bundesregierung geplante Frühstart-Rente wird jedoch von Experten kritisch betrachtet, ob sie tatsächlich eine Lösung bietet und Jüngere vor einem sinkenden Rentenniveau schützt. Der Plan sieht vor, dass ab 2026 jedes schulpflichtige Kind in Deutschland monatlich 10 Euro erhält, die in ein Altersvorsorge-Depot eingezahlt werden. Diese sollen sich bis zum Renteneintritt verzinsen und die gesetzliche Rente aufstocken. Etwa 10 Millionen Kinder könnten von dieser Maßnahme profitieren.
Einig sind sich Ökonomen, dass es in Deutschland mehr private Altersvorsorge braucht, die auf den Kapitalmarkt setzt, statt auf Umlage wie bei der gesetzlichen Rente. Aber ob die von der Bundesregierung geplanten Frühstart-Rente dafür die Lösung ist und Jüngere wirksam vor einem sinkenden Renten-Niveau schützt, bezweifeln Experten.
„Die Frühstart-Rente ist der Grundstein für eine kapitalgedeckte Altersversorgung, damit die Menschen im Alter besser abgesichert sind“

Friedrich Merz
Friedrich Merz, Bundeskanzler und CDU-Vorsitzender
Worum geht es bei der Frühstart-Rente – und was sind die Schwierigkeiten? Der Reihe nach:
- Der Plan der CDU/CSU-SPD-Bundesregierung sieht vor, dass ab 2026 jedes Kind in Deutschland zwischen 6 und 18, das eine Schule besucht, monatlich 10 Euro erhält – die sog. Frühstart-Rente.
- Profitieren können etwa 10 Millionen Kinder in diesem Altersabschnitt.
- Das Geld soll in ein Altersvorsorge-Depot eingezahlt werden, sich bis zum Renten-Eintritt der Kinder weiter verzinsen und dann im Aller der heutigen Kinder die gesetzliche Rente aufstocken.
Geld kann nicht angetastet werden
- Doch anders als das bisher schon an Eltern gezahlte Kindergeld hat die Frühstart-Rente viele Besonderheiten.
- Das Geld wird nicht – wie das Kindergeld – an die Eltern ausgezahlt, sondern an die minderjährigen Kinder.
Das heißt: Gleichwohl müssen die Eltern etwa zehn Millionen Konten bzw. Depots einrichten, da die begünstigten Kinder noch nicht geschäftsfähig sind.
- Und wo diese Konten bzw. Depots eingerichtet werden können, ist auch noch unklar.
- Das gilt auch für die Frage, wie das Geld angelegt wird bzw. werden darf, z.B. in ETFs.
Mehr zu ETFs gibt es in unserem ETF-Ratgeber (Link): https://www.rente-und-co.de/categories/vorsorge/etfs-die-ideale-altersvorsorge
Und auch wer die Kosten für die Konten bzw. Depots trägt, ist unklar. Denn, so die Pläne der Bundesregierung, die Gebühren für die Konten soll es nicht geben, um den Anlage-Erfolg nicht noch mehr zu gefährden.
Zu erwarten ist aber ein erheblicher Verwaltungsaufwand – alleine die Zulagenstelle für Altersvermögen (die die Riester-Zulagen koordiniert) hat etwa 1.000 Mitarbeiter. Und selbst wenn Banken gezwungen wären, die Frühstart-Rentenkonten kostenlos einzurichten bzw. zu führen – entstehen dort erhebliche Kosten. Wer diese trägt, ist unklar. Zumal auch noch eine App entwickelt werden soll, mit der der Kontostand abrufbar ist – erinnert sei nur daran, wie lange es gedauert hat, bis der Bund ein Corona-App einführte.
„Über eine App können Kinder oder ihre Eltern jederzeit den Stand der Frühstart-Rente einsehen“

Friedrich Merz
Friedrich Merz, Bundeskanzler und CDU-Vorsitzender
Doch ist die Frühstart-Rente der Schlüssel dafür, dass zumindest langfristig eine nennenswerte zusätzliche Rente entsteht? Eine erste Hochrechnung lässt zumindest Zweifel aufkommen:
- Nimmt man ein heute 6jähriges Kind und unterstellt 6% Rendite pro Jahr, dann stünden nach 12 Jahren, also erstmals 2038, etwa 2.000 Euro auf dem Frühstart-Rentenkonto – die Inflation ist nicht berücksichtigt. Kinder, die heute 11 oder 14 wären, hätten erheblich weniger Geld.
- Nun muss das Geld ‚stehen‘ bleiben bis zum Rentenbeginn des heute 6jährigen Kinder – das wäre dann etwa ab 2087, sofern das Rentenalter bis dahin nicht weiter angehoben wird.
- Unterstellt man dann jährlich (nach Inflation) 3% Rendite, dann stünden in gut 60 Jahren knapp 7.000 Euro zur Verfügung.
- Wird daraus 25 Jahre eine Rente gezahlt, bessert dies die Rente um etwa 30 Euro im Monat auf. Und dafür dieser Aufwand?
Und es sind noch weitere Fragen nicht geklärt: Dürfen z.B. Eltern oder Großeltern die staatlichen 10-Euro-Zahlungen aufstocken? Dürfen die heutigen Kinder nach dem 18. Geburtstag weiter einzahlen?
1 Mrd. Euro im Jahr
Zumal auch die Kosten erheblich sind: Merz rechnet mit etwa 7 Mio. Euro pro Monat für jeden Jahrgang – das sind 84 Mio. Euro monatlich bis etwa eine Mrd. Euro im Jahr. „Aber das ist allemal günstiger als immer neue Bundeszuschüsse für die Rentenversicherung“, sagt Merz.
Verständlich, dass viele Finanzwissenschaftler zwar das Fördern einer kapitalgedeckten Altersvorsorge begrüßen. Gleichwohl aber große Zweifel haben, ob dieser Weg der Richtige ist. Der ehemalige Wirtschaftsweise Prof. Bert Rürup sagt so auch: „Mit der Frühstart-Rente erweckt die Bundesregierung trügerische Sicherheit und signalisiert den Jungen bzw. deren Eltern, dass etwas für sie getan werden. Damit wird aber vom bestehenden Reformbedarf und den Wahlgeschenken an Ältere abgelenkt.“
Weiterlesen?
Warum andere Pläne der Bundesregierung für andere dagegen goldene Zeiten versprechen, steht hier: https://www.rente-und-co.de/categories/rente/jetzt-kommen-goldene-renten-jahre
Was die Regierungsparteien ansonsten in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen haben: https://www.rente-und-co.de/categories/rente/das-bedeutet-der-koalitionsvertrag-fur-sie