Wann kann man in Rente gehen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn es gibt insgesamt fünf unterschiedliche Renten: • Die Rente für langjährig Versicherte • Die Rente für besonders langjährig Versicherte • Die Regelaltersrente • Die Altersrente für Schwerbehinderte • Und die Rente wegen Erwerbsminderung. Und jede Rente hat eigene Bedingungen und Altersgrenzen. Zu den Bedingungen gehört z.B. ein bestimmtes Mindestalter oder die Zahl der Beitragsjahre, die für die jeweilige Rente vorausgesetzt werden.

Ist bereits mit 60 eine Rente möglich?

Nein, zumindest nicht als offizielle Altersrente. Einzige Ausnahme: die Rente wegen Erwerbsminderung (bei Krankheit) – für diese Rente gibt es keine Altersgrenze (siehe Frage 19 ff.). Alle anderen Renten mit 60 oder sogar 58, die es früher einmal gab, wurden längst abgeschafft.

Gibt es inoffizielle Wege zu einer Rente bereits mit 60?

Ja, und zwar mehrere: ► • Viele Firmen bieten Altersteilzeit. Wer mit 57 eine sechsjährige Block-Altersteilzeit beginnt, arbeitet noch bis 60, ist danach bis 63 in der Freistellungsphase (arbeitet also nicht mehr, erhält aber noch Gehalt) und mit 63 startet dann z. B. die offizielle Rente. ► • Über Wert-Guthaben kann jeder Arbeitnehmer ab 50 Gehaltsbestandteile (Urlaubs-, Weihnachtsgeld, Überstunden) oder Zeiten (Teile des Urlaubs, Überstunden) sammeln. Mit 60 z. B. endet der Arbeitsvertrag, das Wert-Guthaben wird auf die Rentenkasse übertragen; die zahlt z. B. bis 63 das Guthaben in monatlichen Raten wieder aus (gilt noch nicht als Rente), mit 63 startet die eigentliche Rente. ► • Oder der Arbeitsvertrag wird mit 60 oder 61 aufgelöst (gekündigt), es folgen Krankheit (mit Krankengeld) oder Arbeitslosigkeit (ALG I) bis zum frühesten Rentenbeginn. Für all diese Wege gilt: Unbedingt durch einen privaten Rentenberater begleiten lassen, da viele Details zu beachten sind.

Wann ist die früheste, offizielle Altersrente möglich?

Mit exakt dem 63. Geburtstag. Jeder, der 35 Jahre Wartezeit (so heißen anerkannte Zeiten, siehe Frage 6) vorweist. Diese Rente heißt Rente für langjährig Versicherte. Wichtig: Sie muss nicht exakt mit dem 63. Geburtstag beantragt werden, sondern auch irgendwann später. Aber: Wer diese Rente will, muss Renten-Kürzungen (Abschläge) hinnehmen. Neu ist, die Rente ist möglich, obwohl man weiter arbeitet.

Wie hoch sind die Abschläge?

Für jeden Monat, den man vor der offiziellen Altersgrenze (siehe Tabelle) in Rente geht, werden 0,3 % der Rente abgezogen. Pro Jahr sind dies 3,6 %. Im Extremfall – für alle, die 1964 oder später geboren sind und eigentlich bis 67 arbeiten müssten – sind dies 14,4 %. Ganz wichtig: Diese Kürzung bleibt ein Leben lang bestehen; fällt also nicht nach Erreichen der offiziellen Altersgrenze wieder weg! Wer die Rente maximieren will, sollte also Abschläge minimieren – das geht!

Welche Zeiten zählen für die Rente für langjährig Versicherte?

Notwendig für diese Rente sind 450 Monate Wartezeit (siehe auch Frage xx). Dazu zählen: • Zeiten einer Lehre mit Rentenbeiträgen • Pflicht- und freiwillige Beiträge während einer Berufstätigkeit • Zeiten von Wehr- oder Zivildienst • Zeiten der Kinder-Erziehung • Zeiten der Pflege von Angehörigen • Zeiten aus einem Versorgungsausgleich oder aus Renten-Splitting • Zeiten aus Anrechnungszeiten (Krankheit, Schwangerschaft, Schulausbildung und Studium) • Zeiten einer Arbeitslosigkeit während des Berufslebens, aber auch unmittelbar vor Beginn der Rente.

Wann gibt es die erste Rente ohne Abschläge?

Das hängt vom Geburtsjahr ab. Die „Rente mit 63 ohne Abschlag“ heißt korrekt Rente für besonders langjährig Versicherte. Die gab es nur für wenige Jahrgänge tatsächlich mit 63. Wer 1962 geboren ist, also in diesem Jahr 63 wird bzw. wurde, kann diese Rente frühestens mit 64 und 8 Monaten erreichen (siehe Tabelle). Für jeden neuen Jahrgang steigt die Altersgrenze weiter: Wer 2026 63 Jahre alt wird, muss bis 64 und 10 Monate warten. Und alle, die 1964 oder später geboren wurden, erreichen diese Rente sogar erst mit 65.

Wer kann diese abschlagsfreie Rente erhalten?

Alle, die 45 Beitragsjahre in der Rentenversicherung haben. Genau sind es 540 Monate. Das heißt, die Hürde ist entsprechend hoch. Nur wer nicht studiert hat (Studium zählt für diese Rente nicht), sondern eine klassische Berufsausbildung machte und dann durchgehend arbeitete, kann diese Rente erreichen. Oder aber Frauen mit mehreren Kindern (Kinder zählen!) und vielen zusätzlichen Arbeitsjahren.

Welche Zeiten zählen für die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte?

540 Monate müssen vorhanden sein. Dafür zählen: ► Pflichtbeiträge aus Beschäftigung, wenn Rentenbeiträge gezahlt wurden, z. B. Lehre oder Berufstätigkeit • Freiwillige Beiträge (wenn 18 Jahre mit Pflichtbeiträgen vorhanden sind) • Mini-Job, wenn keine Beitragsfreiheit gewählt wurde • Wehr- und Zivildienst • Berufliche Umschulung • Kindererziehungszeit (10 Jahre nach Geburt eines Kindes) • Pflege eines Angehörigen (wenn Beitragspflicht vorhanden ist, siehe Frage xx) • Zeiten mit Kranken- und Verletztengeld ►• Arbeitslosigkeit mit Bezug von ALG I. Aber (!): Liegt die Arbeitslosigkeit unmittelbar vor Rentenbeginn, zählt diese Zeit nicht zu den 45 Jahren; es sei denn, die Arbeitslosigkeit entstand durch Insolvenz des Arbeitgebers. • Zeiten mit Kurzarbeiter-, Insolvenz-, Schlechtwetter- oder Winterausfallgeld.

Und welche Zeiten zählen nicht für diese abschlagsfreie Rente?

• Freiwillige Beiträge, wenn keine 18 Jahre mit Pflichtbeiträgen vorhanden sind • Schulzeiten • Ausbildung an Fach- oder Hochschule • Arbeitslosigkeit unmittelbar vor Rentenbeginn • Zeiten mit Arbeitslosengeld II (Hartz IV) • Zeiten aus einem Versorgungsausgleich oder aus Rentensplitting

Reichen denn 45 Arbeitsjahre für diese abschlagsfreie Rente?

Nein. Zuerst wird das Alter geprüft (siehe Frage 8), dann müssen zusätzlich mindestens 45 Beitragsjahre vorliegen. Das heißt: Viele, die einen klassischen Berufsweg gewählt haben und nach der Schule eine Lehre machten, haben sogar 46 oder 47 Beitragsjahre, bevor sie die Altersgrenze für die Rente für besonders langjährig Versicherte erreichen.

Erhält man diese abschlags- freie Rente automatisch, wenn das entsprechende Alter und die notwendigen Zeiten erreicht wurden?

Nein. Wie jede Rente muss auch diese beantragt werden. Aber, wer die Bedingungen für eine Rente erfüllt und weiterarbeiten möchte, kann dies tun. Die längere Arbeitszeit, das heißt die weiteren Beiträge, erhöhen die spätere Rente. Es gibt keine Pflicht, eine Rente zu beantragen, nur weil man die Bedingungen erfüllt hat. Möglich ist aber auch: Eine Rente zu beantragen und trotzdem weiterzuarbeiten. Dann erhält man Rente und Gehalt parallel. Und die aus dem Gehalt gezahlten Rentenbeiträge erhöhen dann die Rente zusätzlich.

Ist denn zwischen 63 und 65 nur diese Rente möglich?

Nein. Grundsätzlich ist jede Rente zu jedem beliebigen Zeitpunkt möglich, sofern die jeweiligen Bedingungen der Rente erfüllt sind. Das heißt: Wer aktuell zwischen 63 und 65 ist, kann in diesem Zeitraum neben der Rente für besonders langjährig Versicherte auch weiter die Rente für langjährig Versicherte (siehe Frage 4 ff.) beantragen. Das heißt, wer 64 ist, die Bedingungen für die Rente für besonders langjährig Versicherte nicht schafft, kann trotzdem die Rente für langjährig Versicherte wählen, sofern dafür die Bedingungen erfüllt sind; der Abschlag für diese Rente ist dann etwas niedriger als wenn diese bereits mit 63 beantragt worden wäre.

Muss man mit Erreichen der Altersgrenze in Rente gehen?

Nein. Einerseits steigt die einstmalige Altersgrenze von 65 Jahren für die reguläre Altersrente Stück für Stück an. Wer also zum Beispiel 2025 den 65. Geburtstag feierte, also 1960 geboren ist, für den beträgt die reguläre Altersgrenze 66 Jahre und 4 Monate. Das gilt selbst dann, wenn im eigenen Arbeitsvertrag steht, dass dieser mit 65 endet. In den meisten Tarifverträgen wurde dies geändert, es zählt immer das offizielle gesetzliche Rentenalter.

Wann erreicht man das gesetzliche Rentenalter?

Das hängt vom Geburts-Jahrgang ab (siehe Tabelle). Jeder neue Jahrgang muss aktuell noch etwas länger arbeiten, um diese reguläre Altersgrenze zu erreichen.

Welche Bedingungen müssen für die Regelaltersrente erreicht werden?

Relativ wenige. Neben dem Alter werden noch 60 Monate Wartezeit benötigt. Für diese 60 Monate zählen diese Zeiten: • Pflichtbeiträge durch Arbeit bzw. Lehre • Freiwillige Beiträge • Zeiten der Kindererziehung • Zeiten der Pflege von Angehörigen • Zeiten eines Mini-Jobs • Zeiten aus einem Versorgungsausgleich.

Was kann man tun, wenn man die Wartezeit von 60 Monaten nicht erreicht?

Das ist heute nur noch sehr selten der Fall, meist bei Frauen, die sich mit der Hochzeit ihre bis dahin gesammelten Rentenbeiträge auszahlen ließen und während der Ehe nicht arbeiteten. Aber selbst wenn z. B. zwei Kinder geboren wurden, reichen die Kinderzeiten meist aus, um eine reguläre Altersrente ab der Regelaltersgrenze (siehe Frage 15) zu erreichen. Sollten doch ein paar Monate fehlen, dann diese Zeiten über freiwillige Beiträge ausgleichen. Finanziell lohnt das in jedem Fall.

Muss man in Rente gehen, wenn man die Regelaltersgrenze erreicht hat?

Nein. Es gibt keine Pflicht zur Rente. Wer einen Arbeitgeber hat, der einen weiterbeschäftigt, oder wer selbstständig tätig ist, muss die Rente nicht beantragen. Wer die reguläre Altersrente sogar erst nach der offiziellen Altersgrenze beantragt, erhält sogar einen Renten-Zuschlag von 0,5 % für jeden Monat. Möglich ist aber auch, eine Rente zu beantragen und weiter berufstätig zu sein, sofern Arbeitgeber dem zustimmen.

Gibt es auch bei einer Rente wegen Erwerbsminderung eine Altersgrenze?

Nein. Maßgeblich für diese Rente ist alleine die körperliche und/oder seelische Gesundheit. Entscheidend ist, wie lange grundsätzlich eine Erwerbstätigkeit ausgeübt werden kann: • Weniger 3 Stunden pro Tag – es liegt eine volle Erwerbsminderung vor. • Mehr als 3, aber weniger als 6 Stunden pro Tag – teilweise erwerbsgemindert. Maßgeblich ist dabei nicht der erlernte oder bisher ausgeübte Beruf, sondern jede Art von Erwerbstätigkeit. Hier haben Rentenversicherung und private Berufsunfähigkeits-Versicherer unterschiedliche Kriterien!

Was sind die formalen Bedingungen für diese Rente?

Liegt eine volle oder teilweise Erwerbsminderung vor, dann prüft die Rentenkasse nur noch, ob mindestens fünf Jahre Wartezeit in der gesetzlichen Rentenversicherung vorliegen. Als Wartezeit gelten auch Zeiten der Kindererziehung, Krankheit, Pflege von Angehörigen und Arbeitslosigkeit. Ferner wird geprüft, ob in den fünf Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung 36 Monate mit Pflichtbeitragszeiten (siehe oben) vorliegen. Gezahlt wird eine EM-Rente aber erst 6 Monate nach Eintritt der Erwerbsminderung; bis dahin besteht Anspruch auf Krankengeld der Krankenkasse.

Wer entscheidet über die Erwerbsminderung?

Der Medizinische Dienst der Rentenkasse. Dies geschieht meist auf der Basis von Akten, die mit dem Renten-Antrag eingereicht wurden. Deshalb spielen Gutachten der eigenen Fachärzte eine große Rolle. Wichtig, in den Gutachten darf nicht der Gesundheitszustand attestiert werden, sondern die Fähigkeit zur Erwerbstätigkeit.

Wie hoch ist eine Rente wegen Erwerbsminderung?

Gerechnet wird ähnlich wie bei den Altersrenten: • Zuerst werden die Entgeltpunkte addiert, die bisher gesammelt wurden. • Dann wird ein Durchschnitt des Verdienstes der letzten 5 Jahre gebildet. ►• Anschließend wird so getan, als habe man mit diesem Durchschnittsverdienst bis zur regulären Altersgrenze gearbeitet (siehe Frage 15) – das ist für alle, die 2025 eine EM-Rente beantragen, bis zum Alter von 66 Jahren + 2 Monate. Im Fach-Jargon heißt dies Zurechnungszeit. Für diesen fiktiven Verdienst werden ebenfalls Entgeltpunkte errechnet, die dann zusammen mit den Entgeltpunkten vor der Erwerbsminderung die EM-Rente ergeben. Durch die neuen Regeln (Zurechnungszeiten) hat sich die Höhe von neuen EM-Renten deutlich erhöht.

Gibt es bei der Rente wegen Erwerbsminderung Abschläge?

Ja. Wird EM-Rente vor der frühesten abschlagsfreien Rente bezogen (Altersgrenze 2025: 64 Jahre und 8 Monate – steigt bis 2024 auf 65 Jahre), werden für jeden Monat vorher 0,3 % der Rente gekürzt. Max. sind hier aber nur 10,8 % Abschlag erlaubt. Das gilt auch bei unter 60-Jährigen – so das Bundesverfassungsgericht (Az. 1 BvR 3588/08 und 1 BvR 555/09).

Wie lange erhält man eine Rente wegen Erwerbsminderung?

Jede EM-Rente wird befristet. Danach muss sie neu beantragt werden – rechtzeitig (vier Monate vor Auslaufen) neuen Antrag stellen. Entscheidend ist wieder der Gesundheitszustand bzw. nicht vorhandene Erwerbsfähigkeit; deshalb auch als Rentner weiter Gutachten anfertigen lassen, die das bestätigen. Ist das gesetzliche Rentenalter erreicht (siehe Frage 15), gibt es die Altersrente ohne Abschläge.

Was ist die Rente für Schwerbehinderte?

Das ist eine eigene Altersrente für alle, die offiziell als schwerbehindert gelten. Hier spielen – anders als bei der Rente wegen Erwerbsminderung (siehe Frage 19 ff) – Gesundheitszustand bzw. Erwerbsfähigkeit keine direkte Rolle. Maßgeblich ist: • Es liegt ein Grad der Behinderung von mindestens 50 vor, bestätigt durch das Versorgungsamt • Es gibt mindestens 35 Jahre Wartezeit in der Rentenkasse. Auch bei der Rente für Schwerbehinderte steigen die Altersgrenzen an. Sie ist ohne Abschlag möglich für alle, die 1960 geboren sind, mit 64 Jahren und 4 Monaten, für 1961 Geborene mit 64 Jahren und 6 Monaten, für 1962 Geborene mit 64 Jahren und 8 Monaten, für 1963 Geborene mit 64 Jahren und 10 Monaten und für alle, die ab 1964 geboren wurden, mit 65 Jahren. Wer Abschläge akzeptiert, kann die Rente für Schwerbehinderte jeweils 3 Jahre eher beantragen. Allerdings mit Abschlag – maximal 10,8%.

Was ist eine Teilrente?

Normalerweise wird eine Rente als volle Rente, also als 100%-Rente, beantragt. Es gibt aber die Möglichkeit, nur einen Teil einer Rente, das können mindestens 10 %, maximal aber 99,99 % einer Rente zu beantragen.

Welche Vorteile kann eine Teilrente haben?

Das neue Flexi-Rentengesetz erlaubt, dass freiwillig eine Teil-Rente (egal welcher Prozentwert) statt einer Voll-Rente gewählt wird. Beantragt wird dies formlos und ohne Einhalten von Fristen. Eine 99%-Teil-Rente bringt diverse Vorteile, z. B. bei der Pflege von Angehörigen (siehe Frage 28). Aber auch für alle, die mit 63 eine Rente beantragen und weiterarbeiten. Denn mit einer 99%-Teilrente behält man als Arbeitnehmer Anspruch auf Kranken- und Kurzarbeitergeld, der bei der Voll-Rente verwehrt ist. Über eine Teil-Rente können aber auch Rentner jenseits der Regelaltersgrenze wieder freiwillige Rentenbeiträge einzahlen, um die eigene Rente zu erhöhen. Und: Privatversicherte können über eine Teil-Rente ihre Einkünfte für kurze Zeit so weit reduzieren, dass wieder die Familienversicherung des Ehepartners greift und damit eine Rückkehr in eine gesetzliche Krankenkasse.

Warum lohnt eine Teil-Rente bei der Pflege von Angehörigen?

Im Normalfall erhalten Rentner, die pflegen, keine Pflegebeiträge (siehe Frage 66 ff.) gutgeschrieben. Reduziert man aber als Rentner die eigene volle Rente auf eine 99%-Teilrente, erhält man Pflegebeiträge für die eigene Rente gutgeschrieben. Das heißt, man verzichtet ein Jahr auf 1 % der Rente, erhält aber ab dem 2. Jahr jedes Jahr aufs Neue ein Vielfaches wieder gutgeschrieben. Und diese Extra-Gutschriften bleiben, wenn man irgendwann wieder auf eine 100%-Rente wechselt.

Kann jede Rente zu einer Teil-Rente gemacht werden?

Nein. Teil-Renten sind nur für Altersrenten möglich, also bei der Rente für langjährig Versicherte, der Rente für besonders langjährig Versicherte und der regulären Altersrente. Teil-Renten sind nicht möglich bei Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenen-Rente. Wichtig: Eine teilweise Erwerbsminderungsrente hat nichts mit einer Teil-Rente zu tun.

Ab welchem Alter erhält man eine Hinterbliebenen-Rente?

Hier gibt es keine Altersgrenze. Deshalb nehmen Hinterbliebenen-Rente im Rentenrecht eine Sonderrolle ein. Denn gezahlt wird diese Rente nicht aus eigenen Ansprüchen wie bei einer Alters- oder Erwerbsminderungsrente, sondern aus den Renten-Ansprüchen des verstorbenen Ehe- bzw. Lebenspartners.

Wer erhält eine Hinterbliebenen-Rente?

• Verheiratete, • getrennt lebende Ehepartner, • Partner einer eingetragenen Lebensgemeinschaft, ►• aber auch Geschiedene, sofern die Scheidung vor dem 1. Juli 1977 erfolgte und Anspruch auf Unterhalt besteht. Voraussetzung ist aber ferner, dass die Ehe mindestens 1 Jahr bestand und der Verstorbene mindestens 5 Jahre Wartezeit in der gesetzlichen Rentenversicherung hatte.

Wie hoch ist eine Hinterbliebenen-Rente?

Das hängt von den Rentenansprüchen des verstorbenen Partners ab und wie alt Hinterbliebene sind bzw. wann geheiratet wurde. Das Renten-Recht unterscheidet deshalb in große und kleine Witwen-Rente sowie in altes und neues Recht: ►• Im alten Recht beträgt der Anspruch bei der großen Witwenrente 60 % der Rente des Verstorbenen; bei der kleinen Witwen-Rente sind es 25 % der Rente des Verstorbenen (bzw. des Renten-Anspruchs). ►• Im neuen Recht liegt die große Witwen-Rente bei 55 % und die kleine Witwen-Rente bei 25 %, allerdings befristet.

Wann gilt altes Recht und wann neues Recht bei Hinterbliebenen-Renten?

Das alte Recht gilt für Ehen, die vor dem 1. Januar 2002 geschlossen wurden, und (!) bei denen ein Ehepartner vor dem 1. Januar 1962 geboren wurde. Dann beträgt der rechnerische Anspruch für die große Hinterbliebenen-Rente 60 % der Rente des Verstorbenen. Das neue Recht gilt für alle Ehen, die nach dem 1. 1. 2002 geschlossen wurden, unabhängig vom Lebensalter des Paares. Hier liegt der Anspruch für die große Witwen-/Witwer-Rente bei 55 % der Rente des Verstorbenen.

Wer erhält große Witwe-/ Witwer-Rente und wer kleine Witwe-/Witwer-Rente?

Bei altem Recht (siehe Frage 33) erhalten alle Hinterbliebenen, die beim Tod des Partners mindestens 46 Jahre und 4 Monate alt waren (Todesjahr 2025) die große Witwenrente. (Die Altersgrenze steigt aber Stück für Stück; ab 2029 gilt dann, dass Hinterbliebene beim Tod des Partners mindestens 47 Jahre alt sein müssen). Wer jünger ist, erhält die kleine Witwen-Rente. Bei neuem Recht (siehe Frage 33) gilt die gleiche Altersgrenze, allerdings wird die kleine Witwen-Rente dann nur 24 Monate gezahlt. Ein Beispiel: Eine Frau wird 2025 mit 40 Witwe; nach dem neuen Recht erhält sie dann zwei Jahre (also bis 42) die kleine Witwen-Rente und dann aber erst ab dem Alter von 46 Jahren und 4 Monaten die große Witwen-Rente.

Was heißt rechnerischer Anspruch bei einer Hinterbliebenen-Rente?

Bei Hinterbliebenen-Renten werden andere Einkünfte angerechnet. Dazu zählen eigene Rente, Arbeitslohn, Mieten, Zins-Einkünfte, Honorare, aber auch Kranken- oder Übergangsgeld. Nicht angerechnet werden steuerfreie Einnahmen wie Arbeitslosengeld, Grundsicherung oder Riester-Verträge. Gerechnet wird bei der Anrechnung dann so: 1. Alle Brutto-Einnahmen des Hinterbliebenen werden addiert. 2. Dann wird eine Pauschale für Sozialbeiträge abgezogen, z. B. bei Arbeitnehmern 40 %, bei Renten 14 %, bei Pensionen 25 % usw. 3. Nun wird noch ein Freibetrag (gültig ab 1.7.2025) abgezogen: → 1.076,86 Euro pro Monat. → Dieser Freibetrag gilt einheitlich in Ost und West. 4. Ist noch ein unterhaltspflichtiges Kind vorhanden, wird nochmals je Kind ein Betrag abgezogen: 228, 42 Euro im Westen wie im Osten. 5. Vom verbleibenden Betrag werden 40 % ermittelt. Um diesen Betrag wird dann der Anspruch auf eine Hinterbliebenen-Rente gekürzt. 6. Von diesem Brutto-Anspruch werden aber auch noch Sozialbeiträge abgezogen.

Welche Schulausbildung wird für die Rente anerkannt?

Jede Schule, bei der Rentenbeiträge gezahlt werden. Das ist z. B. bei Lehre und Berufsschule der Fall (hier werden vom Lehrlingsgehalt Beiträge abgezogen), aber auch bei Umschulungen, die das Arbeitsamt finanziert (hier entrichtet die Arbeitsagentur die Rentenbeiträge).

Zählt auch eine normale Schule, also Realschule oder Gymnasium für die Rente?

Generell betrachtet die Rentenkasse nur Zeiten nach dem 17. Geburtstag. Wer z. B. bis 19 zum Gymnasium ging, erhält zwei Jahre als Anrechnungszeit. (Insgesamt werden maximal 8 Jahre als Anrechnungszeit für Schule und Studium gewertet.) Diese Zeit zählt als Wartezeit für die normale Altersrente (also zu den geforderten 60 Monaten Wartezeit, siehe Frage 15 ff.) und für die Rente für langjährig Versicherte (450 Monate Wartezeit, siehe Frage 5 ff.; diese Zeit erhöht aber nicht die Rente. Schulzeiten nach dem 17. Geburtstag zählen nicht für die Rente für besonders langjährig Versicherte (siehe Frage 7 ff.).

Wie werden Zeiten an einer Fachschule gewertet?

Stellt der Besuch einer solchen Fachschule die eigentliche Berufsausbildung dar, z. B. bei Krankenschwestern, allen Pflegeberufen, bei vielen Gesundheitsberufen wie Physio- oder Ergotherapeuten, zählt diese Schulzeit wie bei einer Lehre als Pflichtbeitragszeit.

Zählt auch ein Studium für die Rente?

Ja. Allerdings nur als Anrechnungszeit (zählt also für die Wartezeit-Grenzen); ein Studium erhöht aber nicht mehr die Rente (das war früher der Fall). Insgesamt werden für Schule und Studium 8 Jahre angerechnet. Das heißt, die Zeit bis zum 25. Geburtstag ist bei jedem mit Anrechnungszeiten abgedeckt.

Und wie wirkt sich ein Praktikum während des Studiums für die Rente aus?

Sofern dieses für das Studium (vorher oder währenddessen) vorgesehen ist, zählt dies auch zu den 8 Jahren Anrechnungszeit. Aber: Wird für das Studium ein Praktikum vorgeschrieben und wird dafür Gehalt gezahlt (mit Renten-Beiträgen), zählt diese Zeit als berufliche Ausbildung, damit ist diese Zeit Pflichtbeitragszeit. Entscheidend ist immer die Frage, ob das Praktikum sozialversicherungspflichtig ist bzw. war. Ist dies der Fall, sind die Zeiten Pflichtbeitragszeiten (und erhöhen die Rente); werden keine Sozialabgaben abgeführt, gilt die Zeit als Anrechnungszeit.

Und wenn neben dem Studium gejobbt wurde?

Geschah dies im Rahmen eines Mini-Jobs, zählt dies als Pflichtbeitragszeit, wenn aktuell 3,6 % des Lohns investiert werden; zusammen mit den 15 % Arbeitgeber-Anteil entstehen dann volle Pflichtbeiträge. Aber: Dies gilt erst seit 2013. Zuvor wurden aus Mini-Jobs nur volle Rentenbeiträge, wenn auf die Rentenversicherungsfreiheit bewusst verzichtet wurde; das haben früher nur wenige getan, weil – gerade als Student – der Brutto-für-netto-Gedanke überwog.

Gibt es bei einem dualen Studium Sonderregeln für die Rente?

Ja – deshalb unbedingt beraten lassen. Am Ende entscheiden Details: War man bei einem Unternehmen fest angestellt und wurde fürs Studium freigestellt, sind meist auch Renten-Beiträge entrichtet worden.

Wie wird eine berufliche Ausbildung für die Rente gewertet?

Wer eine Lehre macht, erhält eine Ausbildungsvergütung. Für diese werden Sozialversicherungsbeiträge, auch für die Rente, fällig. Da die Lehrlings-Gehälter relativ niedrig sind, wird für die Rente so getan, als habe man 75 % des Durchschnittsverdienstes erhalten (unbedingt im Versicherungsverlauf diese Höher-Wertung kontrollieren). Im Verlauf ist dies mit „Pflichtbeiträge berufliche Ausbildung“ gekennzeichnet. Dies gilt aber nur, wenn die Ausbildung bis zum 25. Geburtstag beendet wurde.

Was gilt, wenn die Ausbildung nicht in einem Betrieb stattfand?

Dann doppelt genau kontrollieren. Findet die Ausbildung grundsätzlich an einer Schule statt (siehe Frage 38), wie dies bei vielen Gesundheitsberufen der Fall ist, dann ist diese Zeit einer betrieblichen Ausbildung gleichgestellt. Erfolgte die Ausbildung in einem seltenen Beruf oder einem weniger bekannten Lehrinstitut, verweigert die Rentenkasse oft die Anerkennung. Dann mit Belegen nachweisen, dass dies der normale Weg der Berufsausbildung war. Notfalls über Zeugnisse, Lehrpläne usw. nachweisen.

Was kann man tun, wenn es zur Ausbildung keine Unterlagen mehr gibt?

Alles versuchen, selbst Aussagen von Mitschülern helfen. Wichtig, gerade bei Ausbildungen in der DDR (denn dort ist die Aufbewahrungspflicht erloschen): Belege suchen, aus denen die Berufsorientierung deutlich wird. Denn das Anerkennen einer Berufsausbildung bringt viel Rente: Wird z. B. eine 3-jährige Ausbildung anerkannt, ergibt dies heute etwa 90 Euro Rente pro Monat.

Wie wirken sich Wehr- oder Zivildienst auf die Rente aus?

Wehrdienst, Zivildienst und ein freiwilliges Jahr werden als Pflichtbeitragszeiten gewertet. Angerechnet wird die volle Dienstzeit, unabhängig davon, wann diese war und wie lange diese dauerte. Diese Zeiten zählen für alle Renten, auch für die Rente für besonders langjährig Versicherte (siehe Frage 7 ff.). Wie viele Entgeltpunkte (siehe oben) gutgeschrieben werden, hängt auch vom Zeitpunkt des Wehr- bzw. Zivildienstes ab: Wer zwischen Mai 1961 und 1981 den Dienst leistete, erhält je Kalenderjahr einen Entgeltpunkt, von 1982 bis 1991 waren es 0,75 Entgeltpunkte je Jahr. Danach wurde auf einen Prozentsatz der Bezugsgröße umgestellt.

Welche finanziellen Auswirkungen haben Wehr- oder Zivildienst auf die Rente?

Maßgeblich sind nicht Sold oder Aufwandsentschädigung. Bewertet wird seit 1992 (davor gab es fixe Entgeltpunkte, s. u.) ein fiktives Gehalt. Beim Wehr- bzw. Zivildienst zwischen 1992 und 1999 waren dies 80 % der Bezugsgröße, danach 60 % und seit 2020 wieder 80 %. Die Bezugsgröße liegt inzwischen (seit 1. Juli 2025) einheitlich in Ost und West bei 3.745 Euro pro Monat. Davon werden die Rentenbeiträge errechnet. Maßgeblich ist der Dienstort. Maximal werden 23 Monate gutgeschrieben.

Welche Fallen lauern beim Berechnen von Wehr- oder Zivildienst?

Wehr- oder Zivildienstzeiten unbedingt im Versicherungsverlauf kontrollieren, da die Angaben in der Regel auf Papier übermittelt wurden und bei der Umstellung auf EDV häufig Fehler geschehen sind. Auch Zeiten von Wehr-Übungen (nach dem Wehrdienst) zählen gleichbedeutend für die Rente. Vorausgesetzt die Übungen erfolgten vor Abschaffung der Wehrpflicht 2011. Wer in der NVA Wehrdienst leistete und die Zeiten nicht im Versicherungsverlauf findet (passiert leider häufig), mit Wehrpass oder Dienstausweis kann die Zeit nachgewiesen werden.

Gibt es auch Zivildienste, die nicht für die Rente zählen?

Ja. Wer statt eines Zivildienstes bei Aktion Sühnezeichen mitarbeitete oder im Zivil- und Katastrophenschutz (z. B. THW) oder internationalen diakonischen Einsatz bzw. bei Service Circle international Dienst leistete, bekommt diese Zeiten nicht für die Rente gewertet.

Wie werden Arbeitsjahre für die Rente gewertet?

Jede Berufstätigkeit, für die Renten-Beiträge gezahlt werden – also normale Angestellten-Tätigkeit werden genauso gewertet wie eine Lehre (siehe Frage 43) oder Mini-Job (siehe Frage 55). Jeder Monat zählt, weil dies als Wartezeit gewertet wird. Denn eine bestimmte Zahl von Wartezeit-Monaten ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt eine Rente gezahlt wird. Das heißt, Ziel des Berufslebens ist, möglichst viele Wartezeiten zu sammeln.

Wirkt sich denn der vom Gehalt abgezogene Rentenbeitrag auf die eigene Rente aus?

Nur indirekt. Der Rentenbeitrag ist ein Prozentwert (aktuell sind dies 18,6 %, davon zahlen 9,3 % Arbeitnehmer und 9,3 % Arbeitgeber) des Bruttogehalts, der von der Politik festgelegt wird, um die Ausgaben der Rentenversicherung zu finanzieren. Mit den gezahlten Rentenbeiträgen werden die aktuellen Renten und sonstige Ausgaben bezahlt. Die von einem selbst gezahlten Rentenbeiträge werden aber nicht, wie beim Sparbuch, das ganze Leben gesammelt.

Rente & Co

Home
Service
Die wichtigsten 111 Fragen zur Rente‌‍‍‍‌‍‌‍‌‍‍‌‌‍‌‌‍‍‌‌‍‍‍‍‍‍‍‍‌‌‍‌‌‍‍‌‍‍‌‌‌‌‍‌‍‍‌‍‍‌‌‍‍‍‍‍‍‌‍‍‌‍‌‍‌‌‌‍‌‍‍‍‍‍‍‍‌‍‍‌‌‌‌‌‌‍‍‍‍‌‌‌‌‌‌‍‍‌‍‌‍‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‍‍‌‍‌‍‌‌‍‌‍‍‍‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‌‌‍‌‌‍‍‌‌‍‍‌‍‍‌‌‍‍‌‌‌‍‌‌‌‍‍‌‌‍‌‍‌‌‌‍‌‌‍‍‌‌‌‍‌‍‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‍‌‍‌‌‌‌‍‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‌‌‌‍‍‌‌‍‌‍‍‍‌‍‍‌‌‍‌‌‌‍‍‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‍‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‍‌‌‌‌‌‍‌‍‌‍‌‌‌‍‌‌‌‍‌‌‌‌‌‍‌‍‌‍‌‌‌‌‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‌‍‌‍‌‌‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‌‌‌‌‌‌‍‌‍‌‌‍‍‌‌‌‌‌‌‍‌‌‌‌‍‌‌‍‌‌‍‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‌‍‍‌‍‌‍‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‍‍‌‍‌‍‌‌‍‌‍‍‍‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‌‌‌‌‍‌‌‍‍‌‌‍‍‌‍‌‍‍‌‌‍‌‌‌‍‍‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‍‌‌‌‍‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‍‌‌‌‌‌‍‌‍‌‍‌‍‌‌‌‍‌‌‌‍‌‌‌‌‌‍‌‍‌‍‌‌‌‌‌‍‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‌‍‍‌‌‌‌‍‌‍‌‌‍‌‍‌‌‍‌‌‌‍‌‌‌‍‌‌‌‍‌‌‌‍‍‌‌‌‍‌‍‌‌‌‌‌‌‌‌‍‍‌‍‌‍‍‌‌‌‍‍‌‍‌‌‌‍‌‍‍‌‌

‌
‌
‌
‌
‌
‌
‌

‌

‌‌

‌
‌

‌
‌
‌
‌
‌
‌
‌

‌

‌‌

‌
‌